CENTRAL NORTH ISLAND – TAGESANFANG, WASSERFÄLLE UND ALPINE CROSSING

16 11 2011

EAST CAPE:
An die Bay of Plenty schließt sich östlich die Region „East Coast“ an, deren erstes Highlight das East Cape ist, der östlichste Punkt des neuseeländischen Festlandes. Um diesen zu erreichen und hinterher wieder in die Zivilisation zurück zu gelangen, fuhren wir den Pacific Coast Highway von Opotiki bis Gisborne entlang. Dies bedeutet 323 km durch ländliche Gegend ohne einen einzigen Supermarkt, dafür aber mit fantastischen Küstenlandschaften, wenig Bevölkerung und wie so oft vielen Rindern und Schafen. In sechs Stunden ist die Strecke schnellstens zu schaffen. Die letzten 20 km zum East Cape sind auf einer Schotterpiste zu bewältigen. Danach stiegen wir ca. 20 min zu dem Leuchtturm am East Cape hinauf, der bis Anfang der 1980er Jahre noch eine Arbeitsstelle als Leuchtturmwärter bot. Seitdem wird der Leuchtturm wie so viele andere auch von Wellington aus gesteuert. Übrigens waren wir an diesem Punkt unserer Reise noch nie soweit von Deutschland entfernt – über 19200 km.

GISBORNE:
Auf dem Weg nach Gisborne sind wir in der Nähe des Berges Hikurangi vorbei gefahren. Der Gipfel mit einer Höhe von 1752m gilt aufgrund seiner Nähe zur Datumsgrenze als erster Punkt der Erde, der die Sonne eines anbrechenden Tages erblickt. In etwa genauso verhält es sich mit Gisborne als erste Stadt. Obwohl sich sowohl Suva, die Hauptstadt Fidschis, als auch Nuku’alofa, die Hauptstadt Tongas näher an der Datumsgrenze befinden, ist in Gisborne wegen der Bahnneigung der Erde die Sonne eines Tages eher zu sehen.
Gisborne gilt zudem als erste Stelle, an dem Captain Cook in Neuseeland 1769 bei seiner Expedition vor Anker gegangen ist. Ihm und Nicholas Young alias „Young Nick“, dem Jungen, der eigentlich das neue Land zuerst vom Mast aus gesehen hat, sind eine Statue am Hafen gewidmet.
Am südlichen Stadtende fanden wir nach dem Tipp eines Anglers eine gute Angelstelle, die sich Christian jedoch mit ca. 15 professionellen Fischern und deren geschätzten 40 Angeln teilen musste. Nichtsdestotrotz konnte Christian hier seinen bisher größten Fang machen. Wir freuten uns beide auf ein tolles Abendessen, wurden aber ernüchtert als wir die Filetstücke in die Pfanne legten. Der Fisch hat sich als Hering herausgestellt und die saftig aussehenden Filets zogen sich in der Pfanne zusammen wie Rollmöpse. Na ja, sie schmeckten trotzdem einigermaßen.

NAPIER:
Ein Zwischenstopp legten wir in Napier ein. Die Stadt ist eine einzigartige Konzentration von art-deco Gebilden. Architektonische Kunst wurde hier in Gebäuden, Gebäudeteile, Springbrunnen, und verzierten Statuen aus der ganzen Welt eingebaut. Das meiste wurde infolge eines großen Erdbebens 1931 mit Stärke 7,9 auf der Richterskala errichtet, das die Stadt damals um unglaubliche 40 Quadratkilometer erweiterte und Platz für die Neuerrichtungen bot.

TAUPO:
Weiter ging es ins Landesinnere nach Taupo, wo wir zum größten See des Landes fuhren, dem Lake Taupo. Von dort konnten wir auch bereits den Tongariro Nationalpark und dessen schneebedeckte Bergspitzen erkennen. In Taupo spielte leider das Wetter nicht wirklich mit und wir hielten uns dort nicht länger als zwei Tage auf. Dabei machten wir eine Wanderung zu den Huka Falls, dessen maorischer Name übersetzt Schaumfälle bedeutet. Die Wasserfälle waren in ihrer ausgedrückten Kraft, mit ihrer Klarheit des Wassers und mit den Wassermassen – in weniger als 3 Sekunden werden über 200.000 Liter Wasser heruntergespült – beeindruckend. Mit dieser Wanderung wollten wir uns auch auf den zwei Tage später geplanten Trek im Tongariro Nationalpark vorbereiten.

TONGARIRO NATIONAL PARK:

DIE Herausforderung für jeden Hobby-Trekker ist auf der Nordinsel Neuseelands die Absolvierung des Tongariro Alpine Crossing, der mit seinen 19,4 km als bester Tagestrek des Landes gilt. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, auch wenn uns die entgegenkommenden Reisenden nicht viel Hoffnung machten: Die Wetterverhältnisse machten vielen Versuchen bisher in diesem Frühling einen Strich durch die Rechnung, da u. a. der höchste Punkt des Treks am Red Crater auf knapp 1900 Meter geht und dort Alpinwetter herrscht. Einmal mehr auf unserer Reise dürfen wir nun aber sagen, dass wir absolutes Glück hatten. Der Montag, der als einziger Tag halbwegs gute Wetterprognosen hatte, schenkte uns über weite Abschnitte strahlenden Sonnenschein und unheimlich schöne Aussichten. Mit Melanie und Marco, einem befreundeten Pärchen, welches wir auf Bali kennengelernt und in Australien sowie öfters schon in Neuseeland wiedergetroffen hatten, machten wir uns früh morgens auf den Weg. Die Landschaft des Treks dürfte jedem bekannt sein, der sich an Mordor aus „Herr der Ringe“ erinnert. Dies wurde hier gedreht. Er führt durch eine Vulkanlandschaft mit Gletschern und den schwefelhaltigen, farbenfrohen Emerald Lakes. Nach über 6,5 Stunden mit traumhaften Ausblicken kamen wir wieder zurück.

WHANGANUI:
Südlich des Tongariro National Park führen zwei Wege direkt nach Whanganui an die Westküste. Wir entschieden uns – weiterhin in Begleitung von Melanie und Marco – nach einigen entspannten Tagen Erholung nach unserem Trek für die Whanganui River Road. Diese führt über knappe 100 km meist unbefestigt und abenteuerlich am malerischen Whanganui Fluss entlang. Auf eine Kanutour verzichteten wir zwar aufgrund des Wetters, aber schön war die Strecke mit Zwischenstopps an einer historischen Mühle und verschiedenen Aussichtspunkten auch mit unseren zuverlässigen Campern.
Die Stadt Whanganui liegt an der Mündung des Whanganui Flusses und hat uns mit ihren historischen Gebäuden, die oft schön restauriert sind, und dem alternativen Flair sehr gut gefallen. Neben einem alten Dampfer bestaunten wir außerdem Glasbläser im Chronicle Glass Studio – schade, dass Glas so absolut nicht zum Transport geeignet ist…



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